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Delegation aus Wehrheim besucht Partnerkirche im Kongo

USINGER ANZEIGER, erschienen am 24.05.2019 um 23:00 Uhr

Pfarrer Matthias Laux, Philippe Yangala, Gerrit Mai und Hannelore Gal reisen am 26. Juni in den Kongo, um die Freundschaft zwischen der evangelischen Kirche Wehrheim und der Kirche Ceba in Lubumbashi zu vertiefen und sich ein Bild über die Fortschritte in dem Hilfsprojekt zu machen. Jüngster Meilenstein: ein neues Krankenhaus.

Die Kongo-Delegation, Philippe Yangala (von links), Pfarrer Matthias Laux, Hannelore Gal und Gerrit Mai, will sich beim Besuch der Partnergemeinde im Kongo vor Ort ein Bild von der Lage machen. Foto: Schmah-Albert

WEHRHEIM – Seit 1974 lebt die Partnerschaft zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Wehrheim und der Kirche Ceba in Lubumbashi. Für die Menschen in der mit zwei Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt der Demokratischen Republik Kongo bedeutet diese Partnerschaft neben der finanziellen Unterstützung auch eine wichtige menschliche und mentale Stütze. Denn obwohl die Demokratische Republik Kongo mit Bodenschätzen wie Kupfer, Uran, Coltan oder Kobalt zu den reichsten Ländern der Erde gehören müsste, ist sie dennoch eines der ärmsten Länder. Korruption, Gewaltherrschaft und Kriege lassen das Land seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommen, tragen zur Armut bei, weil ein normales Leben nicht möglich ist.

Derzeit steht das Land, das sieben Mal so groß ist wie Deutschland und mehr als 80 Millionen Einwohner hat, auf Platz 176 von 189 des Indexes der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen, berichtet der gebürtige Kongolese Philippe Yangala, Mitglied des Ceba-Ausschusses der evangelischen Kirchengemeinde. Hoffnung keime seit der Ernennung des neu gewählten Präsidenten Anfang dieses Jahres auf. Es herrsche auch in den von Milizen umkämpften Gebieten im Osten des Landes „relative Ruhe“. Der Wechsel sei spürbar und die Zivilgesellschaft sei sehr lebendig und aktiv auf dem Weg in eine demokratische Entwicklung.

Hoffnung gebe auch die Partnerschaft der Kirchen, zumal die Hauptlast zum Aufbau und Erhaltung des Schul- und Gesundheitswesens bei den Kirchen liege. Dank des Engagements aus Wehrheim konnten im Laufe der letzten 45 Jahre einige Großprojekte, wie der Bau von insgesamt drei Schulen und zuletzt der Bau eines Krankenhauses in Lubumbashi verwirklicht werden. Zudem gibt es rund 70 persönliche Patenschaften mit monatlicher Unterstützung. Er könne monatlich rund 3000 Euro zur Partnergemeinde überweisen, weil es drei Großspender in Wehrheim gebe und weil die vielen kleinen Spenden sowie die Erlöse aus dem Weltladen zugunsten der Projekte diese regelmäßige Unterstützung ermöglichten, so Pfarrer Matthias Laux im Gespräch mit dem Usinger Anzeiger. Wichtigster Verbindungspartner sei Pastor Baudouin Lwinda, der Geschäftsführer der Partnerschaft im Kongo.

Die Partnerschaft lebt auch von gegenseitigen Besuchen, auch wenn dies nicht immer leicht ist. Schon im letzten Jahr hatte eine kleine Gruppe aus Wehrheim die Partnergemeinde besuchen wollen, allerdings machte die schwierige Lage im Kongo die Reise unmöglich. Die letzte Reise hatte 2011 stattgefunden, nun aber soll es klappen: Am 26. Juni soll der zweiwöchige Besuch starten. Die Reise werde selbstverständlich von jedem selbst privat bezahlt, damit kein Spendengeld hierfür aufgewendet wird, unterstreicht Pfarrer Laux. Neben ihm selbst werden noch Philippe Yangala, Gerrit Mai und Hannelore Gal nach Lubumbashi reisen. Sie sei durch den Partnerschaftsgottesdienst (der UA berichtete) auf die Projekte aufmerksam geworden, so Gal gegenüber dem Usinger Anzeiger. Sie begrüße es, dass die Spenden ohne Verwaltungsaufwand direkt genau dort ankommen, wo sie benötigt würden, und nicht in irgendwelchen Taschen versickerten. In Lubumbashi werden die Wehrheimer unter anderem das inzwischen in Betrieb genommene Krankenhaus besichtigen und natürlich auch die Bücher über die Verwendung der Spendengelder kontrollieren. Rund 80000 Euro haben der Bau und die Ausstattung des Krankenhauses gekostet, gibt Pfarrer Laux die Zahlen bekannt. In diesem Krankenhaus werden vor allem gynäkologische Behandlungen und Operationen sowie Entbindungen vorgenommen und seit Neuestem sei auch die Universität involviert. Und weil die aus Deutschland stammende, aber schon seit über 45 Jahren im Kongo lebende, inzwischen 80-jährige Schwester Rose Vogelmann die Partnerschaft einst mitinitiierte und bis heute in großem Maße und mit viel persönlichem Engagement vor Ort lebendig hält, trägt das Krankenhaus den Namen „Universitätskrankenhaus Rose Vogelmann“.

Als neues Projekt soll die Bildung von Frauen im Fokus stehen. Im Kongo sind 19 Prozent der Männer und Prozent der Frauen Analphabeten. Wie einschneidend die Konsequenz hieraus ist, haben die Wehrheimer beim letzten Besuch erfahren, als eine Frau einen Kugelschreiber zurückgab, weil sie weder lesen noch schreiben konnte. Aber ohne Bildung kann das Land sich nicht entwickeln. Es sei erwiesen, dass Afrikas Frauen und Mädchen Trägerinnen sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung und Haupternährerinnen der Familien seien. Frauen hätten erheblichen Anteil an der Entwicklung der Gesellschaft. Aber wenn eine Familie, weil das Geld zum Überleben fehle, nur ein Kind zur Schule schicken könne, sei es mit Sicherheit ein Junge. Frauen müssten Kinder hüten und früh heiraten – vieles hänge von Traditionen ab, so Pfarrer Laux. Die Besucher möchten daher genau hinschauen, wo Hilfe nötig und wo sie möglich ist. „Wir können nur an Stellen helfen, an denen es gewünscht ist. Etwa mit Paten, die explizit Mädchen Schulbildung ermöglichen, oder durch Kleinkredite, um Frauen den Verkauf von Brot, Gewürzen oder Obst zu ermöglichen, mit dem sie ihre Familien über die Runden bringen“.

Spenden sind auf das Konto der Partnerschaft der evangelischen Kirchengemeinde:

IBAN DE2350061 7410305010942, Stichwort Frauenbildung, möglich.

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