Im Kongo willkommen geheißen
Montag, 01.07.2019, Usinger Neue Presse / Lokales
Wehrheim/Lubumbashi Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde erreicht Ceba-Partnergemeinde – Programm geht sofort los
Mitten in Afrika sind die Temperaturen angenehmer als in Wehrheim. Aber die Besucher, die für zwei Wochen dorthin gereist sind, kommen auch ohne Hitze ins Schwitzen, denn es gibt einiges zu tun. Die Kongolesen möchten sie hautnah kennenlernen und mit ihnen reden. Zudem sind sie bei der Einweihung des Krankenhauses dabei, das Wehrheimer mit finanziert haben. Unsere Mitarbeiterin Gerrit Mai ist mit der evangelischen Kirchengemeinde mitgereist und beschreibt in mehreren Berichten ihre Eindrücke.
Gruppenbild mit Lebensretter: Paul, der portable Wasserfilter, wird in Empfang genommen. Fotos: Gerit Mai
Paul ist gut angekommen. Eingepackt in ein riesiges Paket, umgeben von dicken Schichten Frischhaltefolie und Klebeband, hat er sich auf die 14-stündige Reise in die Demokratische Republik Kongo, nach Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt des Landes in der Mitte Afrikas, gemacht. Er ist zwar nicht allein, aber wir, seine Begleiter, Pfarrer Matthias Laux, Hannelore Gal und Philippe Yangala, dürfen nicht mit in den Frachtraum.
Im Kongo bringt Paul viel Freude, denn er macht verschmutztes Wasser trinkbar, seine Artgenossen werden in Kriegs- und Krisengebieten schon lange eingesetzt. Er befreit ohne viel Aufhebens lebensnotwendiges, aber nicht trinkbares Nass von Keimen, Bakterien, Viren und anderen Verschmutzern. Stolze 1200 Liter schafft Paul am Tag.
Sein Name steht für Portable (tragbare), Aqua (Wasser), Unit (Einheit) for Livesafing (zur Lebensrettung). Er kann auf dem Rücken transportiert werden und hat einen Membranfilter.
Klinik mitfinanziert
Philippe Yangala, Kongolese, der seit fast 30 Jahren in Deutschland lebt, hatte Paul an der Universität Kassel entdeckt, nahm Kontakt zu seinem Entwickler, Professor Franz-Bernd Frechen auf, und nahm den Wasserrucksack mit in den Kongo. Paul ist neben Medikamenten, Blutdruckmessgerät oder Bettwäsche für die Klinik das größte Geschenk, das wir dabei haben.
Die Klinik ist von Spendern aus der Taunus-Region mitfinanziert, und es ist daher ein schöner Auftrag, die Einweihung in der kommenden Woche zu erleben. Zu diesem Zweck ist Bischof Elie Kabwe, der zeitweise in Schweden lebt, angereist.
Schon die Begrüßung am Flughafen ist phänomenal und herzlich. Frauen und Mariner stehen am Eingang, singen, tanzen, und jeder Einzelne heißt die Gäste mit Handschlag oder Umarmung herzlich willkommen.
Eine traditionelle Geste: Maman Kyumbu wäscht Hannelore Gal die Hände vor dem Essen.
Neue Projekte
Es ist ein gutes Gefühl, wieder angekommen zu sein, denn die Menschen sind es wert, haben kaum das Nötigste zum Überleben, strahlen aber Lebensfreude und Hoffnung aus, die wir uns kaum vorstellen können. Sie haben nach der Wahl des neuen Präsidenten Felix Tshisekedi etwas mehr Hoffnung, als bei unserem bis dahin letzten Besuch vor acht Jahren. Doch bis ein neuer Mann nur wenig ändern kann, dürfte es lange dauern, das wissen auch die Kongolesen.
Nach Begrüßungsgottesdienst und Andacht am Grab des 2015 verstorbenen Gründers der Kirche Ceba (Comrnunaute Episcopale Baptiste en Afrique – Baptistisch- Bischöfliche Gemeinde in Afrika) und Bischofs Kabwe Ka Leza, dem Vater des heutigen Kirchenoberhauptes, beginnt auch schon der anstrengende Teil von den Partnern gut durchorganisierten Reise, die kaum eine Verschnaufpause vorsieht. Gespräche mit dem Bischof, mit Pfarrern, Lehrern und Schuldirektoren, Studierenden, dem Leiter der kleinen Universität, welche die Kirche Ceba auf dem kleinen Gelände anbietet, sind zuerst dran.
Im schulischen Bereich gibt es vor allem auch für Mädchen viel zu tun, denn der Staat baut weder Gebäude noch bezahlt er die Lehrer so, dass sie davon leben können. Hier könnte ein kleines, neues Hilfsprojekt ansetzen.
Allerdings brauchen auch die Frauen, die das Leben im Kongo am Laufen halten und bei der Bildung zu kurz kommen, Unterstützung. Schwester Rose Vogelmann, die Krankenschwester, die viele Jahre Verbindungsfrau der Partnerschaft war, und Geschäftsführer Baudouin Lwinda sind weitere wichtige Gesprächspartner.
Eines ist im Kongo indes besser als zurzeit im Taunus: Es ist kaum wärmer als 27 Grad, nachts kühlt es auf 15 Grad und weniger ab. Zu dem weht ein angenehmer Wind, der jedoch den roten Staub der unbefestigten Straßen umher wirbelt.
Es sind spürbare Ansätze zu besserem Leben vorhanden, aber das hat auch Nachteile: Die nach wie vor maroden Straßen bewältigen – anscheinend ohne Regeln, Schilder und Ampeln – die neue Autoflut kaum, auch wenn ein Auto von mindestens sechs, ein Kleinbus von unzähligen dicht gedrängt sitzenden Menschen genutzt wird. Überholen in dritter Reihe, Hupen ohne Unterlass und kleine Karambolagen sind gang und gäbe.