Ein Traum wird wahr
Dienstag, 09.07.2019, Usinger Neue Presse / Lokales
Lubumbashi/Wehrheim Neues Krankenhaus in der evangelischen Partnerkirche eingeweiht
Das Krankenhaus „Rose Vogelmann“ in Lubumbashi ist nach acht Jahren eifrigen Bauens eingeweiht worden. Wir hatten für die Klinik Medikamente und weitere nötige Utensilien in die Koffer gepackt, auf dem Heimweg sollen sie mit Kunstgewerbe und dort genähten Kleidern gefüllt sein, um das Handwerk zu unterstützen.
VON GERRIT MAI
Für Rose Vogelmann ist die Einweihung des Krankenhauses eine sehr emotionale Angelegenheit.
Für Rose Vogelmann war alles sehr emotional. Lange hatte die 79-jährige Krankenschwester der Einweihung entgegen gefiebert, bei ihrer Rede war sie so überwältigt, dass ihr die Worte fehlten. Verständlich, wenn man bedenkt, unter welch primitiven Umständen vor fast 45 Jahren alles begonnen hatte. Zur feierlichen Einweihung war auch Joseph Sambi, der Gesundheitsminister der Provinz Haute Katanga gekommen. Er hatte sein Versprechen eingelöst, dass er beim Besuch unserer Gruppe, zu der wie berichtet, Pfarrer Mattias Laux, Hannelore Gal und Philippe Yangala gehörten, im Ministerium gegeben hatte.
Feier nach Protokoll
Die Gäste mussten zwar eine Stunde auf ihn warten, aber er sei für das Hospital enorm wichtig, erklärte der Bischof der Partnerkirche Ceba der evangelischen Gemeinde Wehrheim, Elie Kabwe.
Die Feierstunde verlief streng nach Protokoll: Wir Ehrengäste mussten im Auto warten, bis die Vorbereitungen perfekt waren. Singende und tanzende Frauen hatten uns aber schon beim Einbiegen in die Straße abgeholt, und sie unterhielten die Gäste bis der Minister eintraf und viele neugierige Kinderaugen beobachteten das Geschehen.
Bischof Elie Kabwe bedankte sich bei allen am Bau des Hospitals Beteiligten: Bei den Spendern aus dem Taunus, die ihn mit 80 000 Euro ermöglicht, Geschäftsführer Baudouin Lwinda, der das Geld verwaltet, und die Arbeiter, die das Gebäude errichtet hatten. Vor allem aber Schwester Rose, die durch ihre Arbeit die Basis gelegt hatte.
Kirche sei im Kongo nicht nur für das Spirituell-Geistliche zuständig, sie setze sich für Frieden, medizinische Betreuung und soziale Gerechtigkeit ein. Eine Kooperation zwischen ihr und dem Staat sei immens wichtig, denn: „Der Kongo braucht Hilfe“, so der Bischof. Konkret dürfte sie vorerst nicht werden, da auch die Provinzregierung neu ist, und der Minister sich einarbeiten muss. Aber er hob hervor, wie wertvoll diese Verbindung für ihn ist.
20 Betten für Akutfälle
Bei einem Empfang der Besucher aus Deutschland hatte auch Gouverneur Jacques Kyabula sich zuvor für den Bau des Krankenhauses in einem Stadtteil von Lubumbashi, in dem die Armut besonders groß ist, bedankt.
Dr. Mike als zuständiger Arzt, und Schwester Choudell, die fürs Management zuständig ist, behandeln auch Patienten, die nicht zahlen können. Das helle, freundliche Haus hat eine Entbindungsstation und einen Operationssaal sowie 20 Betten in verschiedenen Räumen: für akute Fälle, für Kinder, und für Frauen nach der Entbindung. Deren bestmögliche Versorgung besonders wichtig ist, weiß der Arzt. Es gibt ein Ultraschallgerät, ein Wärmebett für Frühchen, ein Labor und eine kleine Apotheke, so dass Hannelore Gal, die Ärztin unserer Gruppe, sicher ist, das dort gut gearbeitet werden kann.
Matthias Laux betonte bei der Einweihung, dass die Wehrheimer viel gespendet hatten, aber auch mit ihren Gebeten bei den Menschen der Partnerkirche seien. Wir hatten Blutdruck- und Diabetes-Messgeräte, Babykleidung, Bettwäsche und Medikamente in den Koffern, und auf dem Rückweg soll mindestens einer davon mit kongolesischem Kunstgewerbe sowie mit bunten Hemden für die Männer und Kleidern für die Frauen gefüllt sein, denn eines muss man den Frauen dort lassen: Sie sind nicht nur außerordentlich hübsch, sondern zu besonderen Anlässen auch „trés chic“ (im Kongo spricht man Französisch), angezogen. Sie haben versprochen, die Kleider zu nähen.
400 Lastwagen mit Waren
Ein Höhepunkt der Reise war zudem der Besuch einer weiteren Gemeinde der Kirche Ceba in Kasumbalesa, einer hundert Kilometer entfernten Grenzstadt zu Sambia.
Sie ist der Hauptumschlagplatz für Waren in insgesamt neun Länder Afrikas, die zu 99 Prozent Bodenschätze sind. Am Tag werden bis zu 400 Lastwagen abgefertigt, dennoch ist die Situation der Bevölkerung noch prekärer als die in Lubumbashi, erfuhren wir von der Bürgermeisterin. Die Straßen, umsäumt von armseligen Hütten, taugen bei uns nicht einmal als Feldwege – Löcher und tiefe Gräben überall. Die Bevölkerung versucht sich – wie in vielen Städten des Kongo – mit Verkaufsständen am Straßenrand über die Runden zu bringen.
Beim Gespräch mit den Frauen bekommen die Gäste aus Wehrheim tiefe Einblicke in das Leben der Frauen im Kongo. Fotos: Mai
Frauen als Ernährer der Familie
Die Frauen in der Demokratischen Republik Kongo haben es besonders schwer. Ihre Anrede „Maman“ ist zwar ein respektvoller Titel, aber die Realität sieht anders aus. Morgens zwischen vier und fünf Uhr stehen sie auf, um etwas zu finden, was sie an diesem Tag ernährt. Sie kaufen Kohle, Apfelsinen oder Eier am Stadtrand, um sie in der Stadt mit geringem Gewinn zu verkaufen. Gelingt das nicht, bleiben die Kinder hungrig. „Das tut uns sehr weh.“ Das Schulgeld beträgt, je nach Schule und Alter zwischen 20 bis 40 Dollar im Monat – beim Einkommen eines Lehrers von etwa 65 Euro. Oft bekommt er das Gehalt, das der Staat zahlen soll, jedoch nicht. Viele Männer und studierte junge Leute sind arbeitslos, die Zahl der Straßenkinder hoch. Meist sind es Frauen, die mit viel Kreativität die Familie ernähren, Rechte haben sie kaum. Ein Beispiel: Während der Reise haben uns ausschließlich Männer begleitet. Beim intensiven Austausch mit den Frauen blieben sie, auf unseren Wunsch, außen vor, wofür die Mamans applaudierten. mai